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  • AutorenbildHans-Jürgen Heck

Tabus bei Interviews und auf der Bühne - Gibt es sie noch?

Aktualisiert: 24. Mai 2022




Tabuthemen in Interviews, Vorträgen oder Fernsehauftritten...


Wir erinnern uns, wie lange beispielsweise Königshäuser in Großbritannien oder Spanien für Journalisten tabu waren. Oder an Finnland, wo es vor dem EU-Beitritt des Landes tabu war, kritische über Russland zu berichten.

Sexualität, Beziehungsprobleme, Geldsorgen, Tod, Liebe, schwere Krankheiten, religiöse Überzeugungen und die politische Einstellung – die Liste der Tabuthemen ist lang. Doch gibt es heutzutage überhaupt noch so etwas wie Tabuthemen? Und wenn ja, wie geht man eigentlich damit um?


Hans-Jürgen Heck, Senior Advisor bei DIRK METZ Kommunikation, schaut genauer hin...


 

Tabus bei Interviews und auf der Bühne – Gibt es sie noch?


Mit seiner schallenden Ohrfeige für den Komiker Chris Rock hat der Schauspieler Will Smith zweifellos Oscar-Geschichte geschrieben. Doch was war der Anlass für die heftige Reaktion des sonst eher als besonnen geltenden Mimen?

Chris Rock hatte auf der Bühne ein Tabu gebrochen, was Will Smith offenbar völlig aus der Fassung gebracht hat. Der Comedian hat allerdings nicht nur ein Tabu-Thema angesprochen, sondern viel mehr über die Frisur von Smiths Ehefrau gelästert, die nach einer Erkrankung das Haar raspelkurz trägt. Laut Statista, dem führenden Online-Portal für Statistik, hat er damit eines der Themen angeschnitten, die in der Öffentlich bei Interviews, Artikeln oder eben auch auf der Bühne noch heute tabu sind.

Auf der Liste der No-Go-Themen stehen bei Statista auf den ersten Plätzen Sexualität, Beziehungsprobleme, Geldsorgen, Tod, Liebe, schwere Krankheiten, religiöse Überzeugungen und die politische Einstellung. Mir ist noch heute ein Radio-Interview mit einem deutschen Schlagerstar in Erinnerung, der auf einen Schönheitsfleck im Gesicht angesprochen das Gespräch sofort abbrach…


Königshäuser waren lange tabu


Aber es gibt auch andere Tabus, deren Bruch schnell zu einem Eklat führen können. So war es in Spanien für Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lange Zeit tabu, über das spanische Königshaus zu berichten – es sei denn,es trat selbst an die Presse heran. Das gleiche galt für die englischen Royals, bis das Königshaus irgendwann in den vergangenen Jahren damit begann, dieses Tabu selbst zu brechen und sich gegenseitig zu zerlegen. In Finnland dagegen war es vor dem EU-Beitritt des Landes tabu, kritisch über Russland zu berichten.


Die Ohrfeige für Chris Rock – für die sich Will Smith mittlerweile entschuldigt hat – war ohne Frage völlig daneben, die Reaktion des Schlagerstars im Radio vielleicht auch. Aber wie reagieren, wenn der Gegenüber im Interview ein Tabu bricht und die Kamera läuft? Die Frage übergehen, den Tabubruch ansprechen oder offen antworten?


Den Rahmen abstimmen


Bevor es soweit kommt, sollte man bereits im Vorfeld den Rahmen abstimmen, auch klare Grenzen abstecken, wenn an Tabus nicht gerüttelt werden soll. Das ist durchaus nicht unüblich und wird von fairen Journalisten in der Regel auch akzeptiert. Solche Absprachen bei einem Jan Böhmermann, Oliver Pocher oder früher Stefan Raab treffen zu wollen ist natürlich eher abwegig, aber wer sich ihnen ausliefert, hat vorher gewusst, auf was er sich einlässt.


Eine Frage zurückzuweisen, die über das eigentliche Thema des Interviews hinausgeht, ist dabei absolut opportun. Beispiel: Ein Politiker, der zu dem neuen Haushaltsetat Rede und Antwort steht, wird plötzlich nach Gerüchten über eine bevorstehende Hochzeit gefragt. Die Frage höflich mit dem Hinweis auf seine Privatsphäre zurückzuweisen, wird ihm niemand übel nehmen.


Das gilt auch für alle anderen genannten Tabu-Themen. Die schlechteste aller Möglichkeiten ist ein Interview vor laufender Kamera abzubrechen. Denn im schlimmsten Fall wird auch das gesendet und ist später in den Mediatheken und in jedem den Fall auf Youtube jahrelang zu bewundern.


Ein Beispiel dafür ist ein Interview der Deutschen Welle mit dem ehemaligen DFB-Chef Reinhard Grindel von vor drei Jahren. Als ein Journalist ihm zu einem angeblichen Finanzdeal der FIFA immer neue Dementis oder Bestätigungen zu entlocken versuchte, Grindel sich mit immer neuen Interpretationen seiner Aussagen konfrontiert sah, sich in einer Falle fühlte, stand er plötzlich auf und brach das Interview ab. „…aber Herr Grindel…“ rief ihm der Reporter zigmal hinterher. Die Deutsche Welle sendete es trotzdem oder vielleicht gerade deshalb, der Clip ging viral ab wie sonst was.

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